„HR muss die Scheu vor Zahlen verlieren“
Strategisches Denken im Fokus der ersten CHRO-Veranstaltung der CEOs for Berlin
Text: Philipp Zettl | Referent Politische Grundsatzfragen
Das VBKI-Forum CEOs for Berlin ist neben EgonZehnder und KPMG um einen dritten strategischen Partner reicher: Mit der Quadriga Hochschule gewinnt das knapp 150 Köpfe zählende Spitzennetzwerk einen Partner, der sein aus jahrelanger Forschung und Lehre vorhandene berufsfeldbezogene Wissen und die zukünftigen Trends teilen wird. Den Auftakt machten nicht die CEOs selbst, sondern deren CHROs. Einen Nachmittag lang diskutierten die Teilnehmenden über den strategischen Impact von HR. Im Fokus standen aktuelle Trends sowie Formate zur Evaluation von Potenzial und Kompetenz – sowohl bei Nachwuchsführungskräften als auch bei Senior Executives.
Frank Schach, CEO, und Linda Schmid, Head of Talent & Development von Schindler Deutschland, plädierten für ein neues Rollenverständnis von HR – weg vom Dienstleister, hin zum strategischen Mitgestalter. Doch das veränderte Selbstverständnis verlange von CHROs „die Scheu vor Zahlen zu verlieren, denn ein Unternehmen wird anhand von Zahlen geführt“, mahnte Schach.
Um welche KPIs es sich dabei handeln kann, erklärte anschließend Linda Schmid. Mit gezielten Employer Branding Maßnahmen und einer Neugestaltung der Recruitingstrategie – „proaktiver wir sind der Bewerber, schau du, ob wir ein Match sind Ansatz“ – konnten die Bewerberzahlen pro Stelle gesteigert werden. Auch die Einführung von KI-Tools zeigte messbare Ergebnisse: die Zeit, die Interessierte zum Bewerben benötigen wurde um durchschnittlich 63% reduziert. Dadurch sank auch die Absprungrate im Laufe des Prozesses signifikant. Gleichzeitig wurden intern bis zu 5 Stunden Adminaufwand pro Woche eingespart.



Gerade beim Thema KI-Einsatz kommen Unternehmen kaum um das Thema Mitarbeitermitbestimmung herum. Holger Faust, Rechtsanwalt und Principal Counsel bei KLIEMT.Arbeitsrecht, beschrieb den Betriebsrat als einen „Türsteher.“ Doch es gehe nicht darum, ihn zur Seite zu drücken, sondern mit guten Argumenten gemeinsam durch die Tür zu gehen. Voraussetzung dafür: Rechtliche Grenzen kennen, Zusammenhänge verstehen, Risiken identifizieren und dann Handlungsoptionen erarbeiten, wie die Mitarbeit effizient gestaltet werden kann.
Anschließend standen Formate zur Potentialanalyse auf der Agenda, denn, wie Johannes Lotz, Senior Berater bei Hoffmann & Partner Executive Consulting, erläuterte: „Nicht die Vergangenheit zählt, sondern das Potenzial.“ Für ihn steht bei jeder Neubesetzung die Frage im Mittelpunkt: Was kann jemand leisten – nicht nur, was hat er bisher getan? Neben der klassischen Executive Review, bestehend aus Interview, Casestudy, Gesprächen mit Referenzen etc., gibt es auch kreative Potentialanalyseformate. Jörg Reckhenrich, selbstständiger Berater und Dozent an der Quadriga Hochschule, stellte vor, wie man mit „Kunstwerken als Assoziationsfläche und dritten Gesprächspartner“ Fragen zu Potentialen und Entwicklung nachgehen kann. Gemeinsam haben alle Formate, dass sie beiden Seiten, Bewerber und Unternehmen einen Mehrwert bieten und daher als Zeichen gegenseitiger Wertschätzung verstanden werden sollen. Das Unternehmen erfährt mehr über einen potentiellen neuen Mitarbeiter, der Bewerber erfährt, wo er seine Stärken und Schwächen hat und noch weiter an sich arbeiten.
Die CHRO-Veranstaltung zeigte deutlich: HR ist mehr denn je ein Business Enabler – datenbasiert, strategisch, gestaltend. Die Fortsetzung im Jahr 2026 steht unter dem Titel „Performance Navigation through HR“ – ein weiteres Signal für den Wandel im Personalmanagement.
Impressionen
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