„Wir denken Gesundheit neu“
Healthcare Lunch mit Charité-Chef Prof. Dr. Heyo Kroemer
Personalmangel, Digitalisierung und medizinischer Fortschritt: Die Medizin steht vor vielen Herausforderungen. Wie sehen Lösungsstrategien aus?
Moderiert von Dr. Harald Hasselmann, Vorsitzender des VBKI-Gesundheitsausschusses, berichtete Prof. Dr. Heyo Kroemer, wie er mit der Strategie Charité 2023 das größte Universitätsklinikum Europas fit für die Zukunft machen möchte. „Es wundert mich, dass ganz Deutschland trotz des Wissens um den demografischen Wandel so gelassen bleibt“, führte Heyo Kroemer in das Dreieck aus Herausforderungen ein, vor dem die Medizin aus seiner Sicht steht. Schließlich stünden in absehbarer Zeit ein Drittel weniger Arbeitskräfte zur Verfügung als heute – und zwar bei gleichbleibender Arbeitsmenge. Außerdem beruhten die Sozialsysteme auf einem immer mehr ins Ungleichgewicht geratenen Generationenvertrag: „Kein Mensch weiß, wie das gelöst werden soll.“
Ein Ansatz für die Medizin: eine Reform des Gesundheitssystems, bevor die Alterung der Gesellschaft ihre volle Wirkung entfaltet. Während es in Dänemark bei 6 Millionen Einwohnern 26 Krankenhäuser gibt, sind es in Deutschland mit 83 Millionen Einwohnern knapp 1.900. Statt sich gegenseitig zu ergänzen, bieten hierzulande viele kleine Krankenhäuser das gleiche breite Spektrum an medizinischen Leistungen an, ohne die im Notfall dafür notwendigen Spezialisierungen vorweisen zu können. Die Häuser können kaum gewinnbringend betrieben werden und werden künftig die größten Personalprobleme haben. Nach der von Kroemer mitentwickelten Krankenhausreform soll es künftig nur noch drei Kategorien von Krankenhäusern mit einheitlichen Mindestvoraussetzungen geben: solche, die zur wohnortnahen Grundversorgung zählen, Häuser mit Regel- und Schwerpunktversorgung sowie Maximalversorger wie Unikliniken. Das Ziel: Weniger, aber spezialisiertere Krankenhäuser und damit eine Entlastung von der Grundversorgung für Kliniken wie die Charité.
Mit der Digitalisierung der Medizin und – vor allem als international anerkanntes Universitätsklinikum – dem dauerhaften Streben nach medizinischem Fortschritt steht die Charité vor weiteren notwendigen, aber kostspieligen Herausforderungen. Abhilfe schaffen soll der Strategieprozess Charité 2030. „Wir denken Gesundheit neu“, sagt Krömer. Die Charité werde 2030 einen inklusiveren Blick auf Menschen haben, Bereiche an den Grenzen von Fachgebieten und Patientenversorgung erschließen und dabei ihr Handeln immer wissenschaftlich begründen. Hierfür benötigt die Charité ein starkes biomedizinisches Ökosystem und Kooperations-Partner wie die Vivantes-Kliniken – vor allem aber auch viel Geld. Denn das Erreichen dieser Ziele setzt hochqualifizierte und motivierte Beschäftigte und eine massive Investition in die Infrastruktur voraus. Doch Geld ist in Berlin bekanntlich oft knapp und so muss Kroemer noch viele Hebel in Bewegung setzen, um die Strategie umzusetzen.
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