a

MENÜ

05.06.23

Bankenbeben und Wirtschaftskrise

Bankenbeben und Wirtschaftskrise

Welche Gefahren drohen der Berliner Wirtschaft?

Erst die Pleite der Silicon Valley Bank in den USA, das Ende der Credit Suisse und dann auch noch die hohen Zinsen als Reaktion auf die starke Inflation: Manch einer fragt sich, ob der Welt ein neues Bankenbeben bevorsteht.

In einer gemeinsamen Sitzung der beiden VBKI-Ausschüsse Wirtschaftspolitik und Finanzen/ Nachhaltigkeit erklärte der Generalbevollmächtigte der Berliner Sparkasse (BSK), Olaf Schulz, wieso ein Bankenbeben in Deutschland unwahrscheinlich ist und welche Trends die BSK beobachtet. 

Was haben die Silicon Valley Bank und die BSK gemeinsam? Beide gelten für die Finanzaufsicht als Regionalbank – und das, obwohl die Silicon Valley Bank eine Bilanzsumme von 200 Milliarden Euro aufwies, die BSK „nur“ von 50 Milliarden Euro. Die BSK muss also den gleichen Regeln, zum Beispiel in Bezug auf Einlagensicherungen, folgen wie deutlich größere Konkurrenten, die nicht auf eine Stadt begrenzt sind. Während aber die amerikanische Bankenaufsicht in den Trump-Jahren den Bankensektor deregulierte, um die Wirtschaft anzukurbeln, hat die Europäische Zentralbank ihre strengen Regeln beibehalten: „Ich sehe daher kein systemisches Risiko oder eine Gefahr für ein europäisches Bankenbeben“, so Schulz. Problematisch seien aus seiner Sicht vor allem die U.S.-amerikanischen Schattenbanken – finanzielle Institutionen, wie Hedgefonds oder Pensionskassen, die wie Banken agierten aber nicht wie solche überwacht würden. Würden diese Schattenbanken in finanzielle Schwierigkeiten geraten, hätten sie keinen Anspruch auf Notfall-Finanzhilfen durch die FED, Gelder der Anleger seien in der Regel nicht durch eine Versicherung gedeckt. 

Olaf Schulz hält die Berliner Wirtschaft für robuster in ihrer Entwicklung als andere Regionen in Deutschland. Sie wird in diesem Jahr um voraussichtlich 2 Prozent wachsen gegenüber der Prognose für Gesamt-Deutschland von 0,4 Prozent. Das aktuelle Bevölkerungswachstum in Berlin spiele dabei eine positive Rolle. Ein weiterer interessanter Aspekt, den Herr Schulz erwähnte, sei die Tatsache, dass die Berliner Wirtschaft weniger energieintensiv agiere als andere. 

Beim aktuellen Megatrend Digitalisierung sieht Olaf Schulz Berlin gut gerüstet: Inzwischen entsteht jeder fünfte neue Job in Berlin im Bereich der Digitalisierung, alle 12 Stunden wird ein neues Digital-Startup gegründet und selbst DAX-Unternehmen verlegen ihre Digitalhubs nach Berlin: „Berlin hat inzwischen den größten IT-Arbeitsmarkt in Deutschland. Dank der Fintech Branche ist Berlin außerdem der zweitwichtigste Bankenstandort in Deutschland geworden, im Bereich Blockchain sind wir sogar europaweit Spitzenreiter“, erzählt Schulz. Sorgen bereitet ihm nur der Wohnungsmarkt. Die Wohnungsknappheit sei eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Sie verhindere Zuzug, und vor allem dieser sei für die überdurchschnittlichen Wachstumsraten Berlins verantwortlich. 

Beim zweiten Megatrend, Nachhaltigkeit, sieht der Generalbevollmächtige noch einige Fragezeichen. Grundsätzlich sei es eine gute Idee der EU, die grüne Transformation der Wirtschaft durch die Banken zu fördern. In Zukunft werden Banken bei Finanzierungen Fragen zur Nachhaltigkeit des Projektes stellen müssen. Je nachdem welcher Nachhaltigkeitsscore herauskommt, wird die Finanzierung günstiger, teurer oder wird gar nicht finanziert. Man dürfe aber das „S“ in ESG, Social, nicht vergessen, sagt Schulz und fragt rhetorisch „Wie hohe Zinsen vertragen die Mieter eines unsanierten Altbaus?“ Auch für den Mittelstand sei das Thema Nachhaltigkeit bisher oft ein Kostenfaktor, grüne Innovationen bisher oft noch zu teuer, um sich gegen die vorhandenen Produkte durchzusetzen.   

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

UNSERE THEMEN

Die drei Dimensionen des VBKI

NETZWERK

Wir bringen die Entscheider Berlins zusammen

|

DIALOG

Wir begleiten die Zukunftsdebatte der Stadt

ENGAGEMENT

Wir setzen uns für die Stadt und ihre Menschen ein