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28.05.25

Polen – der unterschätzte Aufsteiger

Polen – der unterschätzte Aufsteiger

Ein Foreign Policy Talk nimmt unseren östlichen Nachbarn in den Fokus

Im Rahmen des VBKI-Formats Foreign Policy Talk stand unser östlicher Nachbar Polen im Mittelpunkt – ein Land, das nicht nur geographisch, sondern zunehmend auch politisch im Zentrum Europas steht. In Kooperation mit dem renommierten Thinktank PISM (Polish Institute of International Affairs) diskutierte eine hochkarätig besetzte Expertenrunde über die politische Lage, wirtschaftliche Entwicklung und sicherheitspolitische Rolle Polens. Moderiert wurde der Abend von Kirsten Giering, Co-Vorsitzende des VBKI-Ausschusses für Internationale Politik und Wirtschaft.

Polens EU-Präsidentschaft: Sicherheit als Leitmotiv

Bis Ende Juni hat Polen noch den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Dr. Henryka Mościcka-Dendys, Vizeministerin im polnischen Außenministerium, skizzierte in ihrem Impuls die Prioritäten: Sicherheit – verstanden als Schutz der Außengrenzen, Bekämpfung von Desinformation, interne Stabilität und Migrationspolitik. In all diesen Bereichen sei eine engere Zusammenarbeit mit Deutschland unerlässlich. Polen wolle die EU-Erweiterung voranbringen – insbesondere mit Blick auf den Westbalkan und die Ukraine.

Ein unterschätzter Aufsteiger

Dr. Mościcka-Dendys erinnerte an Polens beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung seit dem EU-Beitritt 2004: Das Bruttoinlandsprodukt habe sich seitdem verdoppelt, nominal sogar vervierfacht. Polen sei heute wirtschaftlich so erfolgreich wie kaum ein anderes Land der östlichen EU. Auch Deutschland profitiere davon – wirtschaftlich, sicherheitspolitisch und gesellschaftlich.

Perspektivwechsel aus Berlin und Warschau

Dr. Johannes von Thadden, CEO von Draco Aircraft und seit Jahren in Polen lebend, bot einen persönlichen Blick auf das Land: Digitale Verwaltung, effiziente Behörden, eine schlanke Steuerstruktur – Polen sei in vielerlei Hinsicht moderner und pragmatischer als Deutschland. Dass Polen zuletzt China von Platz 4 von Deutschland wichtigsten Handelspartnern verdrängt hat, sei ein starkes Zeichen. Von Thadden warb für eine Revision deutscher Wahrnehmungsmuster: „Es täte uns in Deutschland gut, unser Bild von Polen grundsätzlich zu überdenken.“

Ehrlicher Austausch zu Chancen und Herausforderungen

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Polens wirtschaftlicher Erfolg sei das Ergebnis kluger Reformen, nicht allein europäischer Fördergelder. Gleichwohl blieben Herausforderungen: niedrige Renten, schwieriger Wohnungsmarkt, politische Polarisierung. Gleichzeitig gebe es ein hohes Maß an Zustimmung zur Marktwirtschaft und zur EU – wenn auch begleitet von Kritik an Brüssel.

Der transatlantischen Partnerschaft messen beide Länder hohe Bedeutung bei. Angesichts geopolitischer Spannungen müsse Europa enger zusammenrücken, so der Tenor. Polen, so betonten die Gäste, sei dabei nicht nur Partner, sondern aktiver Mitgestalter – ein Akteur, den Deutschland künftig ernster nehmen sollte.

Fazit: Mehr Interesse, mehr Austausch, mehr Zusammenarbeit

Ein gemeinsames Anliegen aller Beteiligten: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen sollten über wirtschaftliche Verflechtungen hinausgehen. Der Austausch auf zivilgesellschaftlicher Ebene – etwa durch Städtepartnerschaften, Sprachförderung und Bildungsprogramme – müsse wiederbelebt werden. Nur so könne ein belastbares, partnerschaftliches Verhältnis zwischen beiden Ländern wachsen – auf Augenhöhe und mit Blick in die gemeinsame Zukunft Europas.

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