Kein Grund zum Jubeln
Handelsdeal zwischen USA und EU: VBKI-Präsident Markus Voigt kommentiert
Der sogenannte Handelsdeal zwischen den USA und der EU ist aus europäischer Sicht das kleinere von zwei Ăœbeln. Das angedrohte Worst-Case-Szenario von Zöllen in Höhe von 30 Prozent oder ein offener Handelskrieg konnten zwar abgewendet werden – Grund zum Jubeln gibt es allerdings nicht. Der nun vereinbarte Basiszollsatz von 15 Prozent bedeutet im Vergleich zum bisherigen Handelsregime eine massive Verschlechterung. Auch viele Berliner Unternehmen, etwa die in der Hauptstadt sehr bedeutende Pharmaindustrie, dĂ¼rften die Verwerfungen zu spĂ¼ren bekommen.
Gerade in Berlin, wo eine wachsende Zahl mittelständischer Betriebe international agiert, Start-ups global skalieren wollen und viele Industriezweige auf transatlantische Lieferketten angewiesen sind, bleiben angesichts dieses Abkommens viele Fragen offen. Dazu zählt nicht zuletzt die vermeintlich erreichte Planungssicherheit: Wer kann angesichts der Sprunghaftigkeit von Donald Trump schon sagen, wie tragfähig und belastbar die getroffenen Vereinbarungen sind?Â
Und die Lessons Learned? Wenn internationale Verhandlungen nicht mehr auf gemeinsamen Regeln basieren, sondern einer aufgezwungenen Teppichhändler-Logik folgen, muss sich Europa auf seine Stärken besinnen. Die EU verfĂ¼gt als grĂ¶ĂŸter Binnenmarkt der Welt Ă¼ber eine gewaltige Marktmacht. Es ist an der Zeit, diese auch aktiv zur Geltung zu bringen – mit einer Stimme und selbstbewusster als in den Verhandlungen mit der Trump-Administration geschehen.Â
Ebenfalls notwendig – Ă¼brigens nicht nur im Bereich des Handels – ist eine stärkere Risikostreuung: Weniger Abhängigkeit von einzelnen Partnern, mehr Kooperation mit Akteuren weltweit – ob in SĂ¼dostasien, Lateinamerika oder Afrika. Werte wie Verlässlichkeit und Berechenbarkeit dĂ¼rften in einer immer unsichereren Welt im Kurs steigen – davon können die EU, Deutschland und nicht zuletzt auch Berliner Unternehmen profitieren.
AuszĂ¼ge dieses Statements wurden in der Berliner Morgenpost vom 29.7.2025 veröffentlicht.
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