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22.03.24

„Wir müssen uns viel schneller anpassen“

„Wir müssen uns viel schneller anpassen“

Paneldiskussion zum Thema Wasser als Standortfaktor

Text: Philip Zettl | Referent Politische Grundsatzfragen

 

Es war ein regenreicher Winter in Berlin und Brandenburg, die Bodenfeuchte hat sich vielerorts erholt. Ist nach einer mehrjährigen Dürrephase also alles wieder im Lot? Leider nein, lautete die Antwort der beiden Panelisten auf die Frage von Dr. Ferdinand Schuster. Der Vorsitzende des Ausschusses für Intelligente Infrastruktur moderierte die Diskussion, die sich um das Thema “Wasser als Standortfaktor” drehte.

Die stabilen, wasserreichen Zeiten seien vorbei, sagte Christoph Donner, Chef der Berliner Wasserbetriebe. Stattdessen würden durch den Klimawandel Extremwetterereignisse wie mehrjährige Dürren und sinnflutartige Regenfälle zunehmen: „Die Extreme, die wir die letzten Jahre erlebt haben, erst eine Trockenheit wie sie in Namibia normal ist und dann der viele Regen im letzten Winter, sollten laut Modellen erst um 2075 nach Berlin kommen. Wir müssen uns also viel schneller als erwartet an die neuen Begebenheiten anpassen.“ Dazu kämen noch die Auswirkungen des Strukturwandels in der Lausitz.

Das Problem: Auch wenn die Berliner Industrie und Bevölkerung spart, steigt der Wasserverbrauch. Denn Berlin wächst weiter ungebremst und damit auch der Bedarf. Die Wasser-Verteilungsdiskussionen, die wir mit Entwicklungsländern assoziierten, würden jetzt auch hier geführt, so Donner: Wieviel Wasser dürfen Deutschland und Polen der Elbe entnehmen und könnte Berlin einen Teil seines Wasserbedarfs mit einer Elbe-Pipeline decken? Wäre ein Anschluss an die Thüringer Fernwasserversorgung eine Möglichkeit? Oder die Versorgung Berlins mit entsalztem Ostsee-Wasser.? Klar ist: Bei der Planungs- und Umsetzungsdauer solch komplexer und teurer Infrastrukturprojekte müssen die Diskussionen über das Ob und Wie jetzt geführt werden.

 

Auch die Industrie macht sich Sorgen um das Wasser. Christian Matschke unterstrich die Bedeutung einer stabilen Wasserversorgung für die chemische und pharmazeutische Industrie. Man vergesse schnell, so der Spitzenmanager, dass neben dem Trinkwasser auch die Versorgung mit Kühl- und Prozesswasser sichergestellt werden muss. Ansonsten drohe der Stillstand von ganzen Industriezweien. Gemeinsam mit anderen Umweltfaktoren entwickele sich die Wasserversorgung daher immer mehr zum Standortfaktor: „Alle großen Industrieansiedlungen finden aktuell in Ostdeutschland statt. Damit dieser Boom Ostdeutschlands anhält, muss die Wasserversorgung gewährleistet sein.“

Was also tun, solange keine Ostsee oder Elbe-Pipeline existiert? Berlin konsequenter zu einer Schwammstadt transformieren, neben Energiespeichern auch Wasserspeicher bauen ,und vor allem mehr in Wasserkreisläufen, also der Wasseraufbereitung und Wiederverwendung, denken, empfiehlt der Berliner Wasserbetriebe-Chef. An der Wasseraufbereitung arbeitet auch der Berlin-Chemie-Vorstand: Zusammen mit der TU, FU und HU Berlin und weiteren Partnern engagiert sich Berlin Chemie im Forschungsprojekt GreenCHEM. Dort sollen hochleistungsfähige Arzneimittelfilter entwickelt werden, mit deren Hilfe das Abwasser der Chemieindustrie gereinigt und gefahrlos wiederverwendet werden kann.

Also doch alles gut? “Nach dem Gespräch bin ich optimistisch, dass wir einen Weg finden werden, damit Berlin ein attraktiver Standort für Mensch und Wirtschaft bleibt“, sagte Christian Matschke. 

 

Wer noch mehr über das Thema Standortfaktor Wasser lernen möchte, kann sich hier für den großen Wasserkongress des VBKI, den Industrie- und Handelskammern Berlin-Brandenburg und dem VKU am 9. und 10. April in Cottbus anmelden.

Infos und Anmeldung hier 

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