a

MENÜ

18.04.24

„Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“

„Der Prophet gilt nichts im eigenen Land“

Businessbreakfast mit Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra

Text: Philip Zettl | Referent Politische Grundsatzfragen

 

Mit Wissenschaft und Gesundheit vereint Ina Czyborras Senatsverwaltung zwei Ressorts von herausragender Bedeutung für Berlin. Beide sind international anerkannt für ihre Exzellenz, stehen aber auch vor großen Herausforderungen, berichtete die Senatorin in ihrem Parforceritt durch die aktuelle Agenda ihres Hauses.

Die erste Herausforderung: die Krankenhausreform. Diese sei „drängend und unvermeidlich“ erläuterte Czyborra, warnte aber auch davor, das dänische Krankenhausmodell – 26 Krankenhäuser im ganzen Land versus 150 Krankenhäuser allein in Berlin und Brandenburg – als Vorbild zu nehmen. Sie habe sich bei einem Besuch in Dänemark über die Vorteile des dortigen Systems informiert, habe aber auch gelernt, dass ihr Versorgungsnetzwerk nicht mit unserem beitragsfinanzierten System vergleichbar sei. Ob Krankenhausschließungen unvermeidlich sein, ließ die Senatorin dementsprechend offen, betonte aber, dass sich alle Krankenhäuser ändern müssten. Die Zukunft liege in mehr Spezialisierung und dadurch mehr Qualität, mehr Digitalisierung und in mehr ambulanten Behandlungen. Berlin und Brandenburg müssten hierbei gemeinsam gedacht werden.

Optimalerweise hilft die Krankenhausreform auch beim zweiten Megathema der Gesundheitsbranche, dem Fachkräftemangel. Mehr Spezialisierung und Konzentration ermögliche es, Ressourcen zu bündeln. Statt Fachkräfte auf viele Standorte zu verteilen, sollten sie an wenigen, aber dafür gut besetzten und ausgestatteten Stationen arbeiten. Darüber hinaus verwies Czyborra auf die Pflegeberufereform, die Schaffung weiterer Studienplatzkapazitäten und die Bedeutung von Fachkräftezuwanderung im Kampf gegen den Fachkräftemangel.

 

Im Bereich der Wissenschaft liegt der Fokus zurzeit vor allem auf der Stärkung der wissenschaftlichen Exzellenz und der Verteidigung der Exzellenzcluster der Berlin University Alliance – dem deutschlandweit einzigartigen Exzellenzverbunds Berliner Universitäten. 2026, der nächsten Exzellenz-Wettbewerbsrunde, sollen die bestehenden sieben Cluster verteidigt werden und drei weitere hinzukommen. Immer wichtiger würde hierbei die gesellschaftliche Relevanz – Spitzenforschung allein reiche nicht mehr. Ohne eine Lösung des inzwischen 8 Milliarden Euro betragenden Baudefizits könne dies aber nicht gelingen. Sie wünsche sich eine Hochschulbaugesellschaft nach österreichischem Modell, die auf dem Kapitalmarkt Gelder aufnehmen darf, erklärte Czyborra. Auch die jährliche Steigerung der Universitätsfinanzierung um 5 Prozent im Rahmen der Hochschulverträge sei hart erkämpft und werde sie hart verteidigen.

Interessant sei der starke Kontrast, mit dem auf Berlin aus dem In- und dem Ausland geblickt werde: „Der Prophet gilt nichts im eigenen Land.“ Mit der Charité habe Berlin das sechstbeste Krankenhaus der Welt, die Berliner Universitäten genössen weltweit einen herausragenden Ruf und warnte: „Unser Föderalismus ist weltweit einzigartig und sorgt oft für eine produktive Konkurrenz. Aber durch zu viel Kleinklein droht die Gefahr, dass wir international den Anschluss verlieren. Wir können keine 16 Charités in Deutschland haben, sondern müssen die Spitzenstandorte fördern.“

Ihre Abschlussworte im von Simon Batt-Nauerz (Co-Vorsitzender Ausschuss Gesundheit) und Henning Banthien (Vorsitzender Ausschuss Bildung und Wissenschaft) moderierten Businessbreakfast nutze die Senatorin dann noch in Werbung in eigener Sache: Nicht nur die Kliniken suchten händeringend Fachkräfte, auch die Senatsverwaltung sei auf sie angewiesen und warb für die Tätigkeit in ihrem Hause.

Auch in der Hauptstadtpresse wird unsere Veranstaltung aufgegriffen. Hier lesen Sie den  Bericht aus dem Tagesspiegel

$

Das könnte Sie ebenfalls interessieren

UNSERE THEMEN

Die drei Dimensionen des VBKI

NETZWERK

Wir bringen die Entscheider Berlins zusammen

|

DIALOG

Wir begleiten die Zukunftsdebatte der Stadt

ENGAGEMENT

Wir setzen uns für die Stadt und ihre Menschen ein