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24.09.24

Ein Mammutprojekt

Ein Mammutprojekt

Die Berliner Wärmewende: Wo wir stehen, welche Aufgaben auf uns zukommen.

Text: Sebastian Thomas | Leiter Kommunikation & Marketing

Der Weg zur klimaneutralen Stadt führt in Berlin zwangsläufig über den Gebäudesektor. Unser Bedarf an Heizenergie verursacht heute rund 40 Prozent der CO2-Emissionen in der Stadt – was auch daran liegt, dass rund 90 Prozent der Wärme fossil erzeugt wird. Was also tun? Ein wichtiger Schritt zur Wärmewende ist die sogenannte Wärmeplanung: Wo stehen wir derzeit? Welche – heute noch ungenutzten – Möglichkeiten der klimafreundlichen Wärmeerzeugung stehen uns zur Verfügung? Wie lassen sich diese Möglichkeiten mit der Nachfrage nach Wärme im gesamten Stadtgebiet vereinbaren? Welche Maßnahmen müssen getroffen werden und wer kann sie umsetzen?

Fragen über Fragen, über die wir mit einem Expertenpanel intensiv diskutiert haben. Die Runde setzte sich zusammen aus Spitzenmanagern aus Wirtschaft und Politik, die an führender Stelle die Wärmewende am Ende umzusetzen haben, namentlich GASAG-Chef Georg Friedrichs, Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender des Fernwärmenetz-Betreibers BEW Berliner Energie und Wärme und Udo Schlopsnies, Arbeitsgruppe Energieeffizienz von Gebäuden, Grundsatzfragen der Wärmewende im Referat Klimaschutz und Klimaanpassung der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Ferdinand Schuster und Oliver Zernahle vom VBKI-Ausschuss Intelligente Infrastruktur, dessen Mitglieder den Abend initiiert hatte.

Schon rhetorisch – Mammutaufgabe, gigantisches Vorhaben – wurde schnell klar, dass die Herausforderung gewaltig ist. Eine große Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderung dürfte der Ausbau des Berliner Fernwärmenetzes spielen – jedenfalls im verdichteten Innenstadtbereich. Heute heizen rund ein Drittel der Berliner Haushalte mit Fernwärme, der Anteil soll auf 50 Prozent erhöht werden (Randbemerkung: In Kopenhagen sind es heute 97 Prozent). Damit ist dem Klima, wie Christian Feuerherd berichtete, allerdings noch nicht geholfen. Denn: Stand 2024 beruht Fernwärme zu über 90 Prozent auf fossilen Energieträgern. Neben dem Netzausbau muss also die Energieerzeugung transformiert werden – Hoffnungen liegen auf Abwärme (etwa aus Rechenzentren), Geothermie und Power-to-Heat-Technologien, insbesondere, um regenerativen Strom besser speichern zu können. „Das Prinzip lautet ‚Nutzen statt Abregeln‘“, so Christian Feuerherd.

Wie wird die andere Hälfte der Berlinerinnen und Berliner künftig heizen, die nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen sind? Das Gebäudeenergiegesetz verpflichtet ja auch Eigentümer von Bestandsbauten dazu, künftig ihre Wärme zu mindestens 65 Prozent aus regenerativen Quellen zu beziehen. Sind Wärmepumpen in Kombination mit Solarenergie die Lösung? Georg Friedrichs hegt Zweifel, er setzt seine Hoffnungen eher in Erdwärme: „Ich bin ein großer Fan der oberflächennahen Geothermie, die könnten wir in den nächsten 20 Jahren wie Bretzeln backen.“ Allerdings droht hier ein Zielkonflikt mit dem Gewässerschutz, der insbesondere in den peripheren Stadtgebieten, die künftig ohne Fernwärme auskommen müssen, entsprechende Bohrungen unmöglich macht oder zumindest erschwert.

Am Ende geht der Blick zurück auf einen interessanten Abend mit erhellenden Einblicken aus erster Hand auf einen der großen Transformationsprozesse der Zukunft. Es bleibt aber auch die Erkenntnis, dass die Wärmewende einer Rechnung mit vielen Unbekannten – politischer Wille, gesellschaftliche Akzeptanz, technologischer Fortschritt, ungeklärte Finanzierungen – gleicht und der Weg zur klimaneutralen Stadt ein steiniger werden dürfte. Allerdings ein notwendiger: Allein in den vergangenen 20 Jahren hat sich in Berlin die durchschnittliche Jahrestemperatur um 1,86 Grad erhöht, rechnete Georg Friedrichs vor.

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