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16.07.25

Technologische Souveränität sichern

Technologische Souveränität sichern

Q&A Lunch mit Cathrin Wilhelm von Avilus

Text: Undine Kugler | Veranstaltungsmanagement

Die Sicherheitslage Europas hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Neue Bedrohungslagen, technologische Abhängigkeiten und globale Machtverschiebungen verlangen nach strategischer Neuausrichtung. Welche Rolle dabei die mittelständisch geprägte Sicherheits- und Verteidigungsindustrie spielt – und wie diese gestärkt werden kann –, war Thema des exklusiven Q&A Lunches mit Cathrin Wilhelm, Gesellschafterin der Avilus GmbH und Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV).

Bereits zu Beginn machte Wilhelm deutlich: Die Verteidigungsindustrie ist längst kein abgeschotteter Sektor mehr, sondern zentraler Bestandteil technologischer Wertschöpfung in Deutschland – mit vielfachen Überschneidungen zu Bereichen wie Logistik, Sensorik, medizinischer Versorgung oder Energieinfrastruktur. „Wir reden hier über Dual-Use-Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch essenziell sind“, so Wilhelm.

„Verantwortung und Transparenz sind keine Gegensätze zur Wehrhaftigkeit – im Gegenteil, sie sind deren Voraussetzung.“

Cathrin Wilhelm  | Gesellschafterin der Avilus GmbH und Vorstandsmitglied im Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV)

Avilus etwa entwickelt und fertigt unbemannte Flugsysteme mit unterschiedlichen Mission Profiles – darunter medizinische Evakuierung, Aufklärung, mobile Sensorintegration und taktische Logistik. Die modular aufgebauten Drohnensysteme mit den Namen Grille, Wespe und Bussard zeigen: Innovation in der Verteidigung beginnt oft bei kleinen, flexiblen Unternehmen – nicht in Großkonzernen.

Ein zentrales Thema war die Frage der Erprobung und Zulassung solcher Technologien. Wilhelm verwies auf die Hürden, die gerade für mittelständische Anbieter bestehen: „Wir brauchen nicht nur mehr Förderung – wir brauchen vor allem agilere Verfahren und validierte Testumgebungen.“ Avilus ist eines der wenigen Unternehmen in Deutschland mit dem europaweit anerkannten LUC-Zertifikat (Light UAS Operator Certificate) – eine Voraussetzung für den eigenverantwortlichen Betrieb komplexer Drohnensysteme.

Kritisch äußerte sich Wilhelm zu Deutschlands Risikobereitschaft bei Technologieförderung. Zwar gebe es viele Programme, doch sie seien oft zu langsam oder zu wenig auf marktreife Lösungen zugeschnitten. Gerade in der Verteidigung sei Zeit ein entscheidender Faktor. „Andere Länder agieren schneller, weil sie stärker auf gezielte Anreize statt auf Verwaltung setzen“, so Wilhelm. Venture Capital sei in sicherheitsrelevanten Bereichen nach wie vor schwer zu mobilisieren – dabei sei der Bedarf gerade im Mittelstand groß.

Ein weiterer Aspekt war die Frage der technologischen Souveränität: Wilhelm betonte die Bedeutung europäischer Wertschöpfungsketten – insbesondere bei Sensorik, Elektronik und Software. „Wenn wir unsere Systeme nicht mehr selbst entwickeln und bauen können, verlieren wir nicht nur Unabhängigkeit, sondern auch unsere Innovationskraft.“ Unternehmen wie Avilus seien in der Lage, vom Design über die Produktion bis zur Integration alles im eigenen Haus abzubilden – ein strategischer Vorteil.

Im Anschluss entwickelte sich eine intensive Diskussion mit den teilnehmenden Unternehmerinnen, unter anderem über die Frage: Wie lässt sich das Vertrauen in die Sicherheitsindustrie stärken – gerade angesichts öffentlicher Vorbehalte? Wilhelm antwortete klar: „Verantwortung und Transparenz sind keine Gegensätze zur Wehrhaftigkeit – im Gegenteil, sie sind deren Voraussetzung.“

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