„Verfahren ist eine Unverschämtheit“
Olympische Spiele: SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach kritisiert nationalen Wettbewerb
Text Sebastian Thomas | Leiter Kommunikation und Marketing
Mitte November wurde er einstimmig zu Spitzenkandidaten der Berliner SPD ernannt, Anfang Dezember steht Steffen Krach VBKI-Präsident Markus Voigt und den mehr als 100 anwesenden Mitgliedern und Freunden des VBKI Rede und Antwort. Steffen Krach – derzeit noch amtierender Regionspräsident der Region Hannover – präsentierte sich beim Business Breakfast als Pragmatiker, der eine selbstkritische, aber optimistische Standortbestimmung für Berlin vornahm. Nach seinem Eindruck sei das frühere „Berlin-Gefühl“ und die Aufbruchsstimmung verloren gegangen – trotz wirtschaftlicher Erfolge. Erste Aufgabe der Politik sei es nun, Vertrauen zurückzugewinnen: „Wir brauchen wieder Mut und Zuversicht.“
Wirtschaft als Fundament – Kooperation als Schlüssel
Krach betonte, dass Berlins Zukunft untrennbar mit einer starken Wirtschaft verbunden sei. Nach 13 Jahren überdurchschnittlichen Wachstums müsse die Stadt nun weiter an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen – etwa durch engere Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Universitäten. Berlin sei bereits ein führender europäischer Standort für KI, Gesundheitswirtschaft und Quantentechnologie. Die Berlin University Alliance und die Einbindung großer Player aus der Industrie zeigten, wie Austausch Innovation beschleunige.
Wohnen: „Ohne privates Engagement geht es nicht“
Deutlich positionierte sich Krach in der Wohnungsfrage. Die Enteignungsdebatte sei „fatal“ und löse keinen Mangel. Berlin brauche jährlich 20.000 neue Wohnungen – ein Ziel, das ohne privates Engagement nicht erreichbar sei. Problematisch seien jedoch lange Verfahren und wenige „schwarze Schafe“, die das Image der gesamten Branche beschädigten. Das Wohnungsproblem sei sozialer Sprengstoff und ein massives Hindernis für die Fachkräftegewinnung.
Langfristige Planung, Flughafenanbindung und Olympia
Einer der größten Standortnachteile sei weiterhin die unzureichende Anbindung des Hauptstadtflughafens. Hier brauche es klare Ambitionen und mehr Entscheidungsfreude. Im Unterschied zu Städten wie Paris fehle Berlin ein langfristiger Planungsrahmen über Legislaturen hinweg – ein 15-Jahres-Plan könne dringend benötigte Kontinuität schaffen.
Lob gab es für den Stand der Verwaltungsmodernisierung – allerdings sei die Reform bei weitem noch nicht abgeschlossen, das Thema werden auch in der nächsten Legislatur ganz weit oben stehen.
Beim Thema „Olympische Spiele in Berlin“ wurde Krach besonders deutlich: Die Spiele gehörten in die Hauptstadt, die SPD unterstütze dies uneingeschränkt. Die Bundesregierung müsse dies stärker spüren. Er kritisierte allerdings das nationale Auswahlverfahren als „Unverschämtheit“ – knapp 80 Millionen Euro Steuergeld würden für den Kandidatenwettbewerb ausgegeben.
Innere Sicherheit und Sauberkeit: „Ein zutiefst sozialdemokratischer Impuls“
Krach sprach offen über Probleme wie Kriminalität und unsichere Orte. Er sei kürzlich am S- und U-Bahnhof Jungfernheide gewesen, einen Ort, den er nach Einbruch der Dunkelheit „keiner Frau empfehlen“ könne. Sicherheit und Sauberkeit seien Grundvoraussetzungen für Lebensqualität und soziale Teilhabe – und seit jeher Kern sozialdemokratischer Politik.
Politische Realität und Koalitionen
Mit Blick auf die politische Lage 2025 verwies Krach auf schwierige Koalitionsbildungen bundesweit. Eine Zusammenarbeit mit der AfD schloss er klar aus. Welche Koalitionen in Berlin nach der Wahl am 20 September möglich seien, werde sich zeigen – ausschließen lasse sich derzeit keine Konstellation.
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