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17.12.25

Geoökonomische Zeitenwende in der Praxis

Geoökonomische Zeitenwende in der Praxis:

Wie Unternehmen auf eine fragmentierte Welt reagieren

Der VBKI im Austausch mit Aleksandra Röhricht, Managing Director Forwardis GmbH

Text: Tabea Klang | Leitung Transformationsprogramm DB Cargo

 

Im zweiten Teil des VBKI Foreign Policy Talks „Geoökonomische Zeitenwende“ wurde spürbar, wie stark geopolitische Veränderungen den Alltag von Unternehmen prägen. Nachdem im ersten Event die globalen Umbrüche skizziert wurden, rückte dieses Mal die unmittelbare Praxis eines Bahnspediteurs in den Mittelpunkt: Wie reagieren jene, die tagtäglich mit internationalen Lieferketten, Transportentscheidungen und politischen Risiken arbeiten?

Aleksandra Röhricht, Managing Director der Forwardis GmbH, beschrieb die geoökonomische Zeitenwende – also die zunehmende Verflechtung von Wirtschaft und Geopolitik sowie die Neuordnung globaler Abhängigkeiten – nicht als ausgewählten Moment, sondern vielmehr als fortlaufenden Prozess, der Geschäftsmodelle und Logistikstrukturen zunehmend verändert. Sehr deutlich zeige sich das bei empfindlichen Rohstoffen wie Gelbem Phosphor, der weltweit nur an wenigen Standorten produziert wird und dessen Bezugsrouten sich derzeit stark verschieben – unter anderem in Richtung Vietnam. Parallel dazu gewinnt insbesondere auf dem europäischen Kontinent die Militärlogistik an Gewicht und wirkt sich direkt auf Kapazitäten in der Infrastruktur aus. Diese wachsenden Anforderungen treffen auf ein Schienennetz, das strukturell noch besser zusammenwachsen sollte. Als Beispiel: Unterschiedliche technische Systeme und ein stark variierender Elektrifizierungsgrad verhindern durchgehende Transportketten und führen zu zeitaufwendigen Lokwechseln an den Grenzen. In einer Phase, in der Geschwindigkeit und Flexibilität entscheidend sind, wird dies zu einem spürbaren Wettbewerbsnachteil.

 

„Eine Zeitenwende existiert in dem Sinne für mich gar nicht, da wir Unternehmerinnen und Unternehmer uns in einem stetigen Prozess der Veränderungen befinden.“

Aleksandra Röhricht | Managing Director Forwardis GmbH

Aleksandra Röhricht betonte, wie sehr die wachsende Unsicherheit die Führungsarbeit verändert hat. In der aktuellen Realität müssen Entscheidungen häufig bereits getroffen werden, wenn nur etwa 70 Prozent der Fakten auf dem Tisch liegen. Heterogene Teams seien dafür ein großer Vorteil, weil sie Risiken aus unterschiedlichen Blickwinkeln einschätzen und schneller zu tragfähigen Lösungen kommen. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor allem in Deutschland vor einem Dilemma: Sie wünschen sich stabile, resiliente Transportoptionen mit Plan B und vielleicht auch einem Plan C – müssen diese aber stets gegen Kosten und Wettbewerbsfähigkeit abwägen.

Der Abend zeigte eindrücklich: Resilienz ist in einer fragmentierten Welt kein abstrakter Begriff mehr, sondern ein strategisches Prinzip. Und die Logistik – ob als Frühwarnsystem, Engpassfaktor oder geopolitisches Terrain – spielt eine Schlüsselrolle für Europas wirtschaftliche Handlungsfähigkeit.

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